Reisetagebuch
Nachrichten aus der weiten Welt
<< Teil 1 |
Teil 2: Spontane Städte-Reise entlang der Ostküste
05.10.2010 - 13.11.2010
|
Teil 3 >> |
05.10.2010, Halifax
[Karte]
Die Roald liegt noch immer im Hafen, doch ich bin nicht mehr mit drauf. Gestern habe ich mein Guesthouse bezogen, wo ich erst einmal bis Donnerstag bleiben werde. Heute habe ich endlich Zeit gefunden, einige meiner Notizen der letzten Wochen hier herein zu stellen.
Gestern habe ich schon einen ersten Ausflug in das Umland unternommen. Der Vermieter des Bed & Breakfast, in dem R. untergekommen ist, hat sie zu einer Tour eingeladen. Und da ich nicht weit davon entfernt wohne, waren sie so nett, mich mitzunehmen.
Die Landschaft ist einfach beeindruckend. Alle paar Kilometer möchte man anhalten und Fotos machen. In Peggy's Cove, das sonst von Touristen überlaufen ist, haben wir Glück, es ist gerade recht ruhig. Ausserdem besuchen wir auch das kleines Fischerdorf Prospect, das abseits der üblichen Touristenrouten liegt.
Am Abend treffe ich mich nochmal mit ein paar anderen von der Roald, die noch nicht abgereist sind oder weiter fahren.

08.10.2010, Cape Breton Island
[Karte]
Die letzten Tage in Halifax hatte ich mir einen Plan zurecht gelegt, wie es denn nun weiter geht. Anhand einer kleinen Skizze habe ich mir den Weg aufgezeichnet und dann begonnen, Unterkünfte und Verbindungen heraus zu suchen. Mit einem Mietwagen nach Cape Breton, dort den Cabot Trail, eine Küstenstrasse, entlang, und dann weiter über Saint John und Bangor nach Boston.
Dieser schöne Plan wäre fast schon am Anfang gescheitert. Denn kurzfristig in Halifax einen Mietwagen zu bekommen erwies sich als schwieriger als gedacht. Avis? Ausverkauft! Hertz? Ausverkauft! Budget? Ausverkauft! Die vierte Vermietung (Enterprise) machte mir dann Hoffnung, es würde ab 14 Uhr einen Wagen geben. Doch als ich dann hinkam hieß es ebenfalls: Ausverkauft!
So stand ich also da, ein Hostel in Cape Breton war gebucht, aber keine Möglichkeit, dorthin zu kommen. Im Internet-Cafe fand ich eine fünfte Vermietung: Discount. Dort war endlich etwas verfügbar. Zwar nur ein Minivan, aber besser als nichts. Etwas geärgert habe ich mich nur über die Gebühr von 300$, weil ich das Auto in Saint John zurück geben will. Beim nächstes Mal ist man immer klüger!
Immerhin, ich kam doch noch wie geplant an. Das Hostel mit dem Namen "Bear at the Lake Guesthous" sieht gar nicht wie eines aus, doch die Atmosphäre ist sehr angenehm. Jemand kennen lernen? Die Bettenbelegung wechselt hier täglich, und jeder geht in eine andere Richtung. Mehr als Reisegeschichten- und pläne werden kaum ausgetauscht.
Heute bin ich den Cabot Trail lang gefahren, eine 400km lange Strecke entlang der Küste von Cape Breton Island. Zwischendurch wollte ich eigentlich einen der Wanderwege im Cape Breton Nationalpark benutzten, aber leider war das Wetter anderer Meinung. Meistens regnete es, nur sehr selten ließ sich die Sonne blicken, oft sah man nur von weitem, wie sie weit draußen auf dem Meer durch die Wolken brach.
Ich begann mit der Ostküste, doch der Westen der Insel ist auf jeden Fall schöner. Leider gibt es keine Beweisfotos von der aufgepeitschten, tiefgrauen See, wie sie einen Brecher nach dem anderen gegen die steile Felsen unterhalb der Strasse wirft. Den letzten Rest an Atem, den einem dieser überwältigende Anblick noch ließ, raubte einem der starke Wind, der für diese tosenden Wassermassen verantwortlich war...
Leider kann ich nur versuchen, es zu beschreiben, da heute der Akku meiner Kamera ca. auf halbem Weg den Geist aufgegeben hat. Und den Ersatz-Akku hatte ich natürlich im Hostel vergessen.
Immerhin, von der Ostseite gibt es Bilder, wenn auch bei weitem nicht so beeindruckende.

10.10.2010, Saint John
[Karte]
Auf dem Weg von Cape Breton nach Boston lege ich einen Zwischenstopp in Saint John, New Brunswick, ein. Die Stadt liegt an der Bay of Fundy, die für ihren großen Tidenhub bekannt ist. 8m Unterschied zwischen Ebbe und Flut sind hier nicht ungewöhnlich, der Rekord soll weiter nördlich liegen und bis zu 16m betragen.
Das Hostel in Saint John ist wieder recht klein. Als ich ankomme, ist die Tür verschlossen. Eine Klingel gibt es nicht. Auch nach mehrmaligem Klopfen rührt sich nichts. So stehe ich nun da: das Auto muss ich noch am selben Tag abgeben, und ich komme nicht ins Haus. Was tun?
Ich schleiche ums Haus, irgendwo brennt Licht. Es muss doch jemand da sein! Doch auch die Tür an der Seite ist verschlossen. Hinten führt eine Treppe schließlich zu einem Eingang im 1. Stock. Sehr bewohnt sieht es nicht aus, ein verrosteter Grill steht in der Ecke. Ich klopfe. Nichts. Ich drehe den Griff. Es ist offen. Doch kaum ist die Tür einen Spalt offen, springt mir wütend kläffend ein Dackel entgegen. Schnell ziehe ich mich zurück. Als ich die Treppe hinunter springe, nehme ich gerade noch eine hämisch grinsende Katze wahr, die mir aus dem Fenster hinterher schaut.
Immerhin, diese ganze Aktion hat nun doch die Besitzerin auf den Plan gerufen, und ich werde endlich hinein gelassen. S. ist eine nette alte Dame, die sich mit dem Hostel wohl etwas dazu verdient, und so wird der Aufenthalt in Saint John doch noch recht angenehm.
Leider bin ich zur falschen Zeit in der Stadt. Ich bin Samstag bis Montag hier, Montag ist aber Feiertag (Thanksgiving). Wegen dem langen Wochenende sind viele Geschäfte geschlossen, auch sonst ist in der Stadt nicht viel los, die Strassen wirken oft wie ausgestorben. Nur ein paar Holzfiguren sind zu sehen. Fast wie eine Geisterstadt.

13.10.2010, Boston
[Karte]
Nach einem Zwischenstopp in Bangor / Maine bin ich nun in Boston angekommen. Die Stadt gefällt mir, hier werde ich ein paar Tage bleiben. Auch das Wetter ist (noch) gut, und es gibt endlich wieder eine U-Bahn. 7 Tage für 15$!
Der erste Eindruck von Boston: eine Studentenstadt. Auffallend viele junge Leute sind unterwegs, überall sieht man Bars und Cafés.
Überhaubt, ein wenig Pause schadet nicht. Bei den ersten Planungen zu Hause hatte ich angedacht, direkt von Halifax nach Boston zu fliegen. Ein Direktflug dauert 2 Stunden. Nun habe ich gut 6 Tage gebraucht, und es war immer noch zu wenig. In Cape Breton hätten ein paar Tage mit besserem Wetter nicht geschadet. Und auch in Saint John wäre ein weiterer Nicht-Feiertag ganz nett gewesen.
Die Einreise in die USA auf dem Landweg ging erstaunlich einfach. Nur die Grenze selbst, das war etwas unheimlich. Man wird erst einmal von einer Unmenge an Kameras empfangen, in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen. Am liebsten hätte ich diesen Anblick fotografiert, aber das wäre sicher nicht besonders klug gewesen.

15.10.2010, immer noch Boston
[Karte]
Die letzten beiden Tage war es hier wunderbar sonnig und ich habe mich einfach durch die Stadt treiben lassen, in Parks oder Cafes gesetzt und zumindest für eine kurze Zeit den Alltag vergessen. Nach 2 Nächten im ersten Hostel musste ich dann in ein Guesthouse umziehen, da ersteres (wieder einmal) ausgebucht war.
Das zur Rezeption umfunktionierte Wohnzimmer mit dem Hirsch über dem Kamin machte einen ganz sympathischen Eindruck. Doch leider ist auch der Rest so alt wie der Anblick vermuten läßt. Heute früh bließ schon der kalte Wind durch die geschlossenen Fenster hindurch ins Zimmer. Isolierung? Von wegen!
Ziemlich genau 10 Jahre, nachdem ich die USS Constitution als Modell gebaut habe, sah ich nun endlich auch das Original, das hier in Boston steht. Der Eindruck war aber enttäuschend. Zur Restaurierung waren alle Rahen, sowie die oberen Teile der Masten abmontiert. Auch auf dem Schiff selbst waren viele Bereiche nicht zugänglich, nur ein kurzer Rundgang auf dem Deck war möglich. Immerhin, da das Schiff so eine Art Nationalheiligtum ist, kostete der ganze Spass Eintritt.

Ein großes Aquarium gibt es hier ebenfalls, das ich mir gestern angesehen habe. Auch hiervon einige Fotos:
18.10.2010, zum letzten Mal aus Boston
[Karte]
Als ich gestern Abend in mein Zimmer kam, erst Mal ein Schock: das Gepäck ist weg!
Auf dem Weg zum Vermieter kam mir dieser aber schon mit meinem Seesack auf der Treppe entgegen. Die Putzfrau hatte irrtümlich gemeint, ich wäre schon abgereist und hat alles ins Büro auf der anderen Straßsenseite gebracht. Also halb so wild. Überhaupt ging bisher alles gut: nichts vergessen, verloren oder geklaut.

Die letzten Tage in Boston habe ich mit Museen und endlosen Spaziergängen verbracht. Bei manchen Gebäuden könnte man fast meinen, man wäre in der Antike.
Am Samstag war ich mit P. aus Peru unterwegs, in der vorletzten Nacht mein einziger Nebenmieter in dem zweistöckigen 14-Betten-Appartment. Er ist bereits gestern nach New York abgereist, wohin ich heute fahren werde. Wir haben schon ausgemacht, uns dort wieder zu treffen.
Um zumindest einmal aus Boston raus zu kommen, bin ich gestern mit der Fähre nach Salem gefahren. Das kleine Städtchen nördlich von Boston ist vor allem fü die Hexenverbrennungen bekannt, die dort 1692 stattgefunden haben. Viel erwartet habe ich mir davon aber nicht, gerade so kurz vor Halloween. Die Stadt war dann auch ein einziger Rummelplatz, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Geschichte sucht man vergeblich. Trotzdem war es den Ausflug wert, um auch sowas einmal gesehen zu haben.

19.10.2010, New York
[Karte]
Nachdem ich erst gestern Abend hier angekommen bin, gibt es noch nicht sehr viel neues. Trotzdem, die Fahrt hierher ist mir doch einen Eintrag wert.
Das Straßennetz in New York ist ja an sich recht übersichtlich: senkrecht die Avenues, waagrecht die Straßen. Letztere sind von Süden nach Norden durchnummeriert. Soviel habe ich jedenfalls in den 10 Minuten bemerkt, in denen ich am Tag vorher den Weg zu meinem Hostel herausgesucht habe. Und, dass der Bus-Terminal relativ weit im Süden liegt (ca. 40th Street).
Der Greyhound-Bus kam von Norden in die Stadt, und es lief wie zu erwarten:
135th ... 124th ... 117th ...
Ein paar Mal biegen wir ab, wechseln die Avenue, biegen nochmal ab.
119th ... 122th ... 127th ...
???
Habe ich mich so getäuscht bei meiner Vorbereitung? Da ertönt plötzlich eine unsichere Stimme von ganz vorne im Bus: "Is anybody from here?"
Wir haben uns verfahren!

23.10.2010, New York
[Karte]
New York, der Big Apple, wie man die Stadt auch nennt... Es ist eine interessant Stadt, auf jeden Fall eine Reise wert, und es war schön, mal hier gewesen zu sein. Aber es ist noch schöner, auch wieder zu gehen. Mag es daran liegen, dass ich irgendwo in Harlem untergekommen bin oder dass mir die Stadt einfach nicht liegt: ich kann mir nicht vorstellen, hier länger zu bleiben. Die Stadt ist hektisch, rücksichtslos und chaotisch. Und sie ist ansteckend. Das einzige Lächeln, das einem in der U-Bahn begegnet, kommt von den Werbeplakaten. Anstatt mich, wie in Boston, einfach unters Volk zu mischen habe ich hier mehr oder weniger das Standard-Touri Programm absolviert. Und ich habe mal ein wenig mit meiner Kamera gespielt.
Freiheitsstatue, Aussichtsplattform eines Wolkenkratzers (in diesem Fall das Rockefeller Center), die Skyline, die Brooklyn Bridge, das Intrepid-Museum, das American Museum of Natural History sowie das Metropolitan Museum of Art.
Nun aber genug mit New York, auf nach Philadelphia.

27.10.2010, Philadelphia
[Karte]
Bevor ich zu Philly komme, wie die Stadt hier liebevoll genannt wird, noch ein Nachtrag zu New York. Kurz vor meiner Abreise bekam ich doch noch eine Nachricht zu 2 meiner Bewerbungen. 2 Absagen. Sonderlich gerührt hat mich das nicht, es passt zu meinem schlechten Eindruck von New York, und so gibt es erst einmal keinen Grund für eine vorzeitige Rückkehr. Etwas seltsam ist es aber schon, dass sich bisher überhaupt so wenig gemeldet haben. Mein Verdacht: sie haben versucht, anzurufen, doch die Nummer gibt es ja nicht mehr. Gut möglich, dass mich der eine oder andere Personalchef dann von der Liste genommen hat. Aber ohne Email-Benachrichtigung? Und das bei allen Bewerbungen? Unwahrscheinlich... aber nicht unmöglich.
Zurück zu meiner Reise. Man merkt, ich komme langsam nach Süden. Die letzten Tage war es hier angenehm warm, zwischen 20 und 25 Grad. Ideal, um zum Kaffee oder zum Essen draußen zu sitzen.
Laut Wetterbericht wird das aber nicht so bleiben, und da es heute doch mal wieder regnet, nehme ich mir die Zeit für einen ausführlichen Tagebucheintrag.
Die Stadt selbst bietet für einen Nicht-Amerikaner nicht sehr viel. Die meisten Museen hier beschäftigen sich mit der Gründerzeit der USA. Überall trifft man auf die Liberty Bell. Eine kaputte Glocke, die ähnlich wie die USS Constitution den Status eines Nationalheiligtums hat. Genauso wie in Boston kostet es auch hier keinen Eintritt, man muss sich nur einem intensiven Sicherheits-Check unterziehen, vergleichbar mit dem am Flughafen.
Abgesehen von der Innenstadt mit den Wolkenkratzern und den historischen Gebäuden sind hier die meisten Gegenden marode und verfallen. Oft muss man nur ein oder 2 Straßen weitergehen oder sich umdrehen. Verlassene Häuser, aufgegebene Fabriken, ja sogar einen ausgemusterten Ozeandampfer habe ich gefunden.
Trotzdem, irgendwie finde ich es hier gar nicht so übel. Eine Woche Philadelphia, ohne Museums-Stress oder Sightseeing-Touren. Einfach so tun, als würde ich hier leben.
Etwas gibt es doch noch zu erwähnen: Macey's. Im Hostel stand auf einem Zettel, bei Macey's gäbe es ein Orgelkonzert. Macey's? War das nicht ein berühmtes Kaufhaus in New York? Ja, richtig, aber auch in Philadelphia gibt es eins. Betritt man dieses, sieht erst einmal alles normal aus. Schmuck, Schuhe, schicke Kleidung. Bis man in diese große Halle in der Mitte kommt. Blickt man nach oben, ist da doch tatsächlich eine Orgel. Die Wanamaker Orgel mit angeblich 28.000 Pfeifen und laut diversen Internetseiten die größte spielbare Orgel der Welt. Und sie wird gespielt, zweimal am Tag für je 30 Minuten! Es ist schon irgendwie seltsam, diese dröhnende Orgelmusik zu höhren, während ein Stockwerk tiefer die Leute unbeeindruckt ihren Einkäufen nachgehen.

Zum Schluss noch zu meinen Reiseplanungen. In Halifax hatte ich noch gehofft, ich könnte vielleicht auf dem Rückweg nach Europa nochmal ein Stück mit der Roald segeln. Vielleicht von den Azoren nach Portugal und dann quer durch Europa zurück. Oder sowas in der Art. Doch dafür müßte ich am Wochenende auf den Azoren sein. Die Idee habe ich nun endgültig verworfen und bleibe lieber noch eine Weile diesseits des Atlantiks.

31.10.2010, Washington D.C.
[Karte]
Wenn ich in einer neuen Stadt ankomme ist einer der ersten Dinge, die ich suche, eine Karte. In Philadelphia war das recht einfach. Nur ca. 5 Minuten vom Hostel entfernt war das Visitor Center, wo man alles fand, was man für den Besuch der Stadt brauchte. Ähnlich auch in anderen Städten, jedoch nicht so in Washington.
Ein Mitbewohner im Hostel, der schon einige Monate hier ist, meinte nur: gibt es nicht. Irgendwie gibt es das aber dann doch, in der Stadt sa ich jedenfalls einige Schilder. Diesewn folgend landete ich aber vor einer Sicherheitsschleuß im "Department for International Development". Die Beamten wießen mich freundlich darauf hin, dass das Besucherzentrum umgezogen sei. Der Wegbeschreibung folgende landete ich auch tatsächlich vor einem Eingang mit den Fahnen "Visitors Information Center" und "Come and Explore". Und hinter der Glastüre: wieder Sicherheitskontrollen!
Ich gab es auf, kaufte in der nächsten Buchhandlung eine detailiierte Karte der Innenstadt und notierte mir im Hinterkopf:
• In Philadelphia sind Besucher willkommen
• In Washinton sind Besucher suspekt
Ansonsten ist es hier aber gar nicht so schlecht. Na gut, manche U-Bahn Eingänge haben den Charme eines Raketensilos, aber die Menschen sind hilfsbereit und freundlich. Meistens jedenfalls.
Nachdem ich am ersten Tag alleine durch die "Mall" (der Bereich mit den berühmten Gebäuden) spaziert bin, war ich heute mit L. aus Schottland und A. aus Kalifornien u.a. auf dem Arlington Friedhof.
Meine weiteren Pläne habe ich inzwischen auch abgesteckt. Ein paar Tage bleibe ich noch in Washington, dann geht es über Richmond nach Florida. Miami, dann Key West, dann wieder Miami. Und dann? Irgendwohin, diesmal mit dem Flugzeug... aber dazu ein andern Mal mehr.

4.11.2010, Richmond, Virginia
[Karte]
Es ist schon wieder passiert! Schon wieder hat sich jemand verfahren. Diesmal der Taxifahrer, der mich vom Busbahnhof zum Hotel bringen sollte. Es fing schon so seltsam an, er konnte mit der Adresse nicht auf Anhieb etwas anfangen. Days Inn Richmond? Midlothian Turnpike? Schon mal gehört. Während der Fahrt versuchte er dann das Navi zu programmieren. Erfolglos. Aber immerhin, irgendwann waren wir auf Midlothian Turnpike, eine jener endlosen Einkaufsstraßen in Amerika, wo sich unzählige Autohäuser, Fast Food Restaurants und sonstige Dienstleistugnen aneinander reihen. Ohne auch nur ein Wohnhaus in der Nähe.
Die Adresse war 6910. Irgendwann waren wir der Gegend, wo die Nummer hätte sein müssen.
Ich fragte, ob er sich wirklich sicher sei. Antwort: ja, er war schon mal dort. Wir fahren weiter.
Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass wir an der Adresse schon vorbeigekommen sein müssten. Antwort: die Adresse ist falsch. Wir fahren weiter.
Wieder frage ich, wohin er denn fahre. Da wird auch er unsicher, dreht um, fragt nach dem Weg. Wir fahren zurück, ein paar Minuten, dann biegen wir ab und kurz darauf stehen ich tatsächlich
vor dem Days Inn. Ich beazahle, gehe zum Eingang und stutze: Days Inn Chesterfiedl steht da. Ich lauf dem Taxi nach, doch er sieht mich nicht. Verdammt, ich bin im falschen Hotel!
Die Dame am Empfang ist so nett, gibt mir die Nummer eines Taxis und druckt mir eine Wegbeschreibung aus. 6 Meilen sind wir zu weit gefahren.
Ich rufe das Taxi, doch auch da hatte ich das Gefühl, der am anderen Ende der Leitung wusste nicht so recht, was ich wollte. Dreimal musste ich es wiederholen bis er den Auftrag annahm.
Doch das Taxi kommt nicht. Nach fast einer Stunde überlege ich: laufen? Mit dem ganzen Gepäck? In dieser fußängerfeindlichen Umgebung, wo es nicht einmal einen Bürgersteig gibt?
Am Ende gehe ich tatsächlich los. Ich schätzte, 6 Landmeilen müssten ca. 8km sein, das sollte in 2 Stunden zu machen sein, so wäre ich noch vor Sonneruntergang am Hotel.
Der Plan ging auf. Nach eineinhalb Stunden schaffte ich die 6 Meilen, die in Wirklichkeit ca. 9,6km sind. Doch meine Füße konnte ich danach wegwerfen. Mit dem ganzen Gepäck den Grünstreifen entlang, dann im Laufschritt über die Kreuzungen... das ist nicht zu empfehlen.
Immerhin, es hat sich gelohnt, endlich wieder ein Zimmer für mich allein, und ein Bett in das ich mich sogar quer hinein legen könnte

Den einen Tag, an dem ich in Richmond war, sah ich nicht besonders viel von der Stadt. Es hat die ganze Zeit geregnet, und da meine Fuüße immer noch nicht zu gebrauchen waren beschränkte sich mein Besuch auf eine Busfahrt in die Stadt und einen kurzen Rundgang.
8.11.2010, Miami Beach
[Karte]
Nach einer 25-stündigen Fahrt mit der Bahn bin ich nun endlich in einer Gegend, die wirklich nach Urlaub aussieht. Palmen, Strand,... nur die Sonne will noch nicht so recht. Schon bei der Ankunft hat sich der Taxifahrer dafür entschuldigt, dass es so kalt sei. Es hat hier so um die 20 Grad und regnet immer mal wieder. Doch der Wetterbericht verspricht Besserung.
Miami Beach ist eine einzige große Party-Meile. Bars, Clubs und laute Musik, wohin man geht. Außerdem sind hier auffallend viele Deutsche unterwegs. Ob im Hostel, im Bus oder am Strand, sie sind überall! Alles in allem ist es hier in etwa so, wie man sich Urlaub vorstellt. Trotzdem, oder gerade deshalb, fühle ich mich hier nicht ganz so wohl wie in Boston oder Philadelphia. Doch ich versuche, das Beste draus zu machen...

11.11.2010, Key West
[Karte]
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Segeltörn in der Karibik, als wir in den Tobago Cays lagen. Ein großer Katamaran kam da an. Er warf zuerst den Anker und dann die Passagiere ins Wasser. Nach einer Stunde planschen sammelte er alles wieder ein und fuhr weiter. Was haben wir uns darüber amüsiert.
Zu meiner Schande muss ich nun gestehen, dass ich diesmal selbst auf so einem Touri-Boot unterwegs war. Ich wollte auf Key West etwas mehr machen als einfach nur durch die Straßen laufen, und ein Schorchel-Ausflug am Nachmittag war am einfachsten zu organisieren. Das rechtfertigt dann wenigstens wieder einmal die Matrosen-Smilies hier drin, auch wenn der Ausflug mit Segeln nicht viel zu tun hatte. Die meisten Boote, die man hier sieht, sind ohnehin Motorboote. Da die Inseln recht klein und der Platz begrenzt ist, werden die Boote sogar in Regalen gelagert.
Auch ganz praktisch auf Key West: Fahrräder. Ich habe mir eins ausgeliehen, um etwas mobiler zu sein. Bekommen habe ich ein altes, rostiges Teil, das aussieht als wäre es von der Post. Aber immer noch besser als laufen.

13.11.2010, Miami / Everglades Nationalpark
[Karte]
Heute stand ein Auslfug in den Everglades Nationalpark auf dem Programm. Ein wenig mit einem Airboat durch die Gegend fahren und Alligatoren anschauen. Selbst wenn man nur als Passagier drin sitzt macht es Spaß, in so einem Boot zu fahren. Dass man dabei aber überhaupt Tiere zu sehen bekommt hat mich dann doch gewundert, denn die Boote sind unheimlich laut. Aber 2 Alligatoren waren entweder zu faul oder sind schon lange taub. Aber auch wenn sich keiner in freuer Wildbahn gezeigt hätte, nach der Tour gab es noch ein paar dieser Tiere im Gehege zu sehen.
Ansonsten gibts in Miami nicht so viel zu tun. Am Strand sitzen, im Meer baden... doch damit ist es bald vorbei.
Am Montag geht es weiter. Nach Peru. Warum gerade Peru? Ich wollte von Anfang an nach den USA noch irgendwo anders hin. Ob Karibik, Mittelamerika oder Südamerika, da war ich mir nicht sicher. Als ich dann in Boston P. aus Lima getroffen habe, fiel mir die Auswahl gleich viel leichter. Es ist immer gut, wenn man vor Ort schon jemanden kennt.
Nachdem ich nun fast 2 Monate unterwegs bin, ohne ein einziges Flugzeug zu benützen, fliege ich nun am Montag gleich drei mal innerhalb von 24 Stunden. Miami - Panama - Lima - Cuzco.
Aber jetzt muss ich weiter, die Cocktails warten...
